Morz in Ireland

Aufgrund des vielfachen Interesses an meinen Reiseberichten (da freut er sich) hier ein nachträglich gebasteltes Weblog zum nochmal genau nachlesen. Viel Spaß dabei und hoffentlich sieht man sich bald mal wieder....

22 Juni 2006

Reisebericht , der Rest der Woche

Hallo Freunde,

das Spiel Kroatien gegen Australien ist vorbei und ich kann nicht mehr gut hoeren oder sprechen; also schreib ich. Was ist sonst so den Rest der Woche passiert? Montag: Nichts ausser Arbeit und lesen. Dienstag: Nichts ausser Arbeit, frieren und lesen (Mittwoch haben wir zum Glueck die Heizung in der Wohnung wieder aufgedreht). Mittwoch: Ueberlegte sich meine Firma/Behoerde, spontan ihren jaehrlichen Wir-gehen-zusammen-ne-Runde-Golf-spielen-Nachmittag zu veranstalten. Und da extra jemand vorbeikam, um mich zu fragen, ob ich mitspielen moechte, sagte ich Ja. (Golf scheint komischerweise in Irland einerseits sehr beliebt und andererseits fuer alle Altersgruppen geeignet zu sein, wo doch in Deutschland vorwiegend ab 60 aufwaerts der Rasen umgepfluegt wird?) Zwar hatte ich noch nie Golf gespielt, keine Schlaeger, Schuhe oder sonstiges Utensil, aber immerhin zu Schulzeiten schon einmal als Caddie gejobbt, so dass ich ein 9er Eisen von nem Driver oder nem Putter unterscheiden kann. Ich fuhr mit Neil nach Hause und er konnte mir gluecklicherweise Schuhe und Schlaeger leihen. Auf dem Golfplatz angekommen, waren wir die einzigen, dir keine eigenen Golftrolleys hatten und wir mussten uns peinlicherweise welche im Golfklub leihen. Gespielt wird "Scramble", also im Team. Und wer den besten Schlag hatte, bei dem spielen alle vom Team weiter. Mein erster Schlag dauerte 6 Schlaege, bevor ich das erste Mal den kleinen weissen Ball traf. Und immer nen lustigen Spruch auf den Lippen haben im Land des Smalltalks. Irgendwann gingen die mir aber aus. Zum Glueck bewegte sich der Ball ca. 5m weit, so dass wir weitermachen konnten. Am dritten Loch hatte ich dann den Dreh raus, den Ball beim ersten Mal zu treffen, allerdings ging er immer irgendwohin. Aber das ist im "Scramble" ja egal. Beim fuenften Loch schaffte ich es sogar aufs Gruen und bei achten waren meine Fuesse in den zu engen Golfschuhen wundgelaufen. Aber der Ausblick ueber die Bucht von Dublin war grossartig. Und die Schauer rechts und links von uns niederfallen zu sehen war unbezahlbar. Irgendwie hatten es die hohen Tiere geschafft, Petrus davon zu ueberzeugen, es ueberall regnen zu lassen, nur nicht auf dem Golfcourse. Am 13. Loch hab ich den Ball sogar mal lochen koennen und ab dem 14. flog er nur noch in die Buesche und Graeben. Egal. Immerhin hab ich so'n komischen kleinen weissen Ball in guter Gesellschaft bewegen duerfen. Ihr oberen Zehntausend, ich komme! Nachher gabs noch Abendessen (zum Glueck von Neil und mir auf Firmenkosten) in nem nahegelegenen Pub und dann wurde ich noch nach Hause gefahren. Von mir aus koennen wir das oefter machen!
Heute hab ich dann die zweite Praktikantin vom Flieger abgeholt. Hat ne ganze Weile gedauert. (Knorkator im Kopfhoerer haben, waehrend neben dir zwei Nonnen auf ne Ordensschwester warten und freundlich rueberlaecheln, ist schon toll.) Wieder ein Maedel, dass das erste Mal ausser Landes ist. Na das wird noch witzig. Wolln wir wetten, dass ich morgen frueh nen Anruf krieg, wie sie in die Stadt findet und wo ihr Arbeitgeber ist? Aber das ist ja mein Job.
Sonst gabs heute noch das Australien-Kroatien-Spiel. Da nur ein australischer Pub das Spiel uebertrug, war der, als ich ne Stunde vor Spielbeginn da eintraf, schon maechtig voll. Also nen Pitcher an der Theke geholt, nen guten Platz mit Blick auf die Grossleinwand gesichert und nicht mehr bewegt. Ein paar kroatische Fans wurden auch reingelassen und in einer separaten Ecke verstaut. Und dann ging das Spiel los. Mit einem 1:0 fuer Kroatien. Da ich leider im australischen Teil (=95% der zweistoeckigen Kneipe = ca. 600 Personen) stand, musste ich schnell die moralischen Seiten wechseln. Nach jedem Bier stellte sich auch mehr heraus, das diese Entscheidung richtig und die Kroaten die Boesen waren. Und spaetestens nach dem 2:2 der Australier kam jeder Ballbesitz der Aussis einem Hoersturz gleich. Mit selbigem Endstand zogen diese dann ins Achtelfinale und ich kam in die Lage, die bei Tom Waits auswendig gelernte Waltzing Mathilda mitsingen zu duerfen. Mehrere "Down under"'s und "Thunderstruck"'s spaeter hab ich mich dann abgeseilt, um den Brasilianern wieder beim Feiern zuzuschauen und bin in diesem Internetcafe haengengeblieben. Ist uebrigens ein EsayWeb Internetcafe. Anscheinend neben EasyBoat, EasyHotel und EasyJet eine neue Billigmacke von Herrn Stelios Haji-Ioannou. Aber nun sag ich euch gute Nacht und werd mich, mit der noetigen Bettschwere versorgt, in selbiges begeben. Macht es gut und bis bald


Euer Stefan



P.S.: Carpe noctem.