Morz in Ireland

Aufgrund des vielfachen Interesses an meinen Reiseberichten (da freut er sich) hier ein nachträglich gebasteltes Weblog zum nochmal genau nachlesen. Viel Spaß dabei und hoffentlich sieht man sich bald mal wieder....

27 Juli 2006

Reisebericht aus Irland, die Suedkueste

Hallo Freunde,

Wie geht es euch? Ich hoffe doch gut. Von einigen hoere ich, dass sie in der Sonne schwitzen, andere ueber Buechern und wieder andere bei Demo-Konzerten. Dann gibt's hier und jetzt ein gemuetliche Geschichte zum Abkuehlen. Und die beginnt letzte Woche Freitag: Eigentlich nicht. Es war auch schon in der Woche was los in Dublin. Zum Beispiel war Zirkuswoche. Und da der Stefan schon lange keinen Zirkus von innen gesehen hatte, war er ganz Feuer und Flamme. Ich machte mich auch gleich am Montag Abend zum Meeting House Square auf, um die dortigen Kuenstler zu betrachten. Jongleure! 4 Stueck an der Zahl. Mit beeindruckender Choreographie. Habt ihr schon mal durcheinander laufende Menschen gesehen, die sich gegenseitig Keulen zuwerfen. Ich halt noch nicht. Und Mittwoch war auch ne Klasse Truppe dran: Rueckwaertssalti ueber Messer, ueber stehende Menschen und ueber stehende Menschen mit Messern. Donnerstag wollte ich wieder direkt nach der Arbeit zum Meeting House Square, radele also fix die Capel Street runter und hoere ein erschreckendes "Pluck!", gefolgt von einem leicht beunruhigenden "Pffft!". Als dann meine Hinterradfelge mit einem ungesunden "Krack!" einen Stein mitnahm, kapierte ich, dass ich mir was eingefahren hatte. Und was find ich da? Kommt ihr nie drauf! Einen 6er Holzbohrer. Haette ich ne Bohrmaschine, haette ich ihn mitgenommen. So versuchte ich ihn nur wuetend aus meinem Reifen zu popeln und schnitt mir noch wuetender werdend in den Finger. Super! Na gut, so gings "schluuuurp! Pling! Schluuuurp! Pling!" in den naechsten Fahrradladen. "Macht ne Viertelstunde und 12 Euro." Gut. "Ich hab ihnen auch noch Kette etwas gelockert. Die war viel zu straff!" Zurueck auf die Strasse und in Richtung Akrobaten abgeduest. Wie ein geoelter Blitz! Ich war auf halbem Weg in voller Fahrt, als meine Kette lustig die hinteren Zahnkraenze runterpurzelte, bis ich sie verlor. Ich wusste irgendwie, dass der letzte Satz des Mechanikers nichts Gutes heissen konnte. Ich das zweite Mal zurueck gelaufen, mit knirschenden Zaehnen "Mach die Kette wieder straff!" gesagt und wieder gewartet. Ich nutze die Zeit des Wartens mal kurz, um den Zustand meines Fahrrads kurz zu erklaeren: Es ist ein Mountainbike. Nein. Es war ein Mountainbike, das ich gebraucht gekauft habe. Gebraucht heisst in dem Fall, dass zwar noch alle Zahnkraenze da waren, aber keine Gangschaltung oder irgendetwas Dazugehoeriges. Es stoerte mich nie, nur einen Gang zu haben. Bis zum heutigen Tage mit der zu laschen Kette. Aber ich schwafel schon wieder zu viel ueber Kleinigkeiten. Ich bekam also meinen Drahtesel zum 2. Mal wieder und natuerlich war es inzwischen zu spaet. Zu meinem Glueck waren die Akrobaten auch spaet und so konnte ich mir doch noch die komplette Show an Seilen, Baendern, Trapezen u.ae. anschauen.
Donnerstag war auch der Tag von Siobhans (Kollegin von mir) ich-werde-bald-heiraten-Essen. Und wie die Damen sich das ausgedacht hatten, gings ins D7, einem vor einer Woche von einem beruehmten Starkoch eroeffneten Restaurant im besten Teil Dublins. Natuerlich auf Firmenkosten. Wer mich kennt, weiss, dass ich mir meist das Fruehstueck schenke. Als wir dann endlich gegen 14 Uhr von der Arbeit aufbrachen, hoerte ich daher auch schon zwei Loewenbabies in meinem Magen Papis Bruellen ueben. Gegen 3 kam der Kellner (die Loewnbabies waren inzwischen im Teenageralter) und brachte die Vorspeisen gegen halb Vier. Da es sich um ein Haute Cuisine Restaurant handelte, verhielten sich die Mengen der Speisen umgekehrt proportional zum Preis. Da dieser hier astronomisch war (ich glaub meine Putenbrust mit Honig ohne(!) Beilage kam an die 30 Euro), kramte Neil auch seine Brille raus, als das Essen kam. Zwei Happen spaeter nickten wir uns beide wissend zu, dass es doch die richtige Entscheidung gewesen war, Vorspeise, Hauptgericht, Kaese und Dessert bestellt zu haben.
Halb 6 verabschiedete ich mich dann vorsichtig (war ja der erste der ging) und machte mich auf, um mein Fahrrad aus der Firma zu holen, um die Akrobaten zu sehen. Und den Rest der Geschichte kennt ihr ja.
Nachmittag in den Zug und besuchte die Suedkueste. Niemand (der Praktis) musstem Fahrer ein auf nur einem Stueck Papier ausgestellten Gruppenticket suspekt, aber er lief uns tro eingesammelt werden. Also konnte ich mich direkt in unser Hostel begeben, meine Sachen abschmeissen und die Stadt erkunden gehen. Weit kam ich nicht. Rebecca (Prakti in Cork) traf mich 2 Strassen weiter und ab dann klingelte das Telefon staendig. Wo treffen wir uns? Ist das weit von hier? (Von wo?) Okay. Man suche sich einen leicht zu identifizierenden Pub und mache es sich bei einem Pint bequem. Dann sende man eine SMS mit der Wegbeschreibung an alle und warte, dann noch eine mit der richtigen Wegbebeschreibung (inkl. Namen des Pubs) und warte etwas laenger. Die letzten kamen gegen Mitternacht. Ich hatte nichts von der Stadt gesehen (im Gegensatz zu manchen Praktis) und inzwischen schon 5 Bier intus. Gemuetlich machte ich mich dann mit einigen anderen Praktis, die wir-sind-doch-grad-erst-angekommen, warum-macht-der-Pub-schon-zu?-Ausrufe ignorierend, auf in Richtung Hostel. Mich freuend, das wir einen Schlafsaal mit Dusche hatten, kuschelte ich mich in mein Kissen und schlief die naechsten gefuehlten 3 Stunden bis zum ersten (nicht woertlich zunehmenden) Hahnenschrei. Nachdem sich alle unsere Zombies zum Fruehstueck zusammen gefunden und spaeter ausgecheckt hatten, gings zum Busbahnhof und zum Bus nach Skibbereen. Zwar war deWas ist sonst noch passiert? Mmmh? Mmmh! Cork! Das war Freitag. Ich setzte mich amtzdem mitfahren. Es fing an zu nieseln, dann staerker zu regnen und als wir in Skibbereen ankamen, zeigte uns das irische Wetter, was es konnte. Ich laechelte haemisch in Richtung Himmel als der Kleinbus, der schon auf uns gewartet hatte, seine Tuer fuer uns oeffnete. Es ging zum Rossagh Mill & Adventure Centre. Dort lungern ein paar gut gelaunte, langhaarige und Gitarre spielende Kletterer rum, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und uns Grossstaedtern zeigen wollten, wie man seinen Koerper benutzt. Die Kletterwand aussen am Haus war durch den Regen leider (oder zum Glueck) unbenutzbar und so gings an die im Haus. Einige der Maedels stellten sich ausgesprochen gut an und entdeckten ungeahnte Faehigkeiten. Als ich oben ankam, (kein Witz. Ich bin wirklich ne Kletterwand hoch. Bis oben!) und wie gefordert in die Haende klatschte, kam die kalte Erkenntnis in das Gesicht des Guides, dass er vielleicht besser nur die Maedels gesichert haette. Zum Glueck war er selbst geuebt genug, die Kletterwand wieder runterzukommen.
Danach uebten wir noch das Abseilen an einem Abseilturm und anschliessend gabs Gegrilltes als Mittag. Am Nachmittag klarte es erstaunlich schnell auf (Three seasons in half a day, wie die Einheimischen sagen.) und nichts stand der geplanten Kanutour auf dem Lough Hyne mehr im Wege. Lough Hyne ist eine ganz seltene und interessante Spielerei der Natur. Es ist ein Salzsee, der einen kleinen Zufluss zum Meer hat, durch den, je nach Tide, entweder frisches Salzwasser rein oder Wasser raus fliessen. Da der See aber sonst vom Meer aus geschuetzt ist, ist er ein Paradies fuer Voegel, Muscheln, Seeanemonen und Co. Wir liessen also die Boote zu Wasser. Komischerweise uebte keiner die Eskimorolle, aber viele drehten sich froehlich im Kreis und versuchten doch dabei, geradeaus zu Paddeln. Aber alle hatten ziemlich viel Spass. Spaeter gabs noch heisse Schokolade aus der Thermoskanne auf der Insel in de Mitte und gegenseitiges In-Wasser-Schmeissen am Ende. Auf den Rueckweg liess man uns noch Abendbrot im oertlichen Lidl kaufen und wir liefen den Weg zurueck. Den Abend verbrachten wir mit grillen, mit Gitarre ums Lagerfeuer sitzen und singen, Volleyball spielen (zum Glueck konnten die Besitzer des Zeltes, das wir oefter trafen nur deutsch), einige der Jungs und Maedels entdeckten, dass sie doch nicht ganz uninteressant wirken und alle hatten Spass. Am naechsten Morgen gings dann verkatert und schweren Herzens wieder zurueck nach Cork. Dort trennten sich die Wege der meisten. Einige mussten ihre langen Heimwege antreten, manche erkundeten Cork, wieder andere fuhren nach Blarney Castle, um den ach so beruehmten Blarney Stone zu kuessen und ich fuhr mit Amy in den FOTA Wildlife Park. Und zum zweiten Mal in dieser Woche war Stefan wieder ganz Kind. Oh, schau mal dort! Und ach hinter dem Busch da! Und dahinten! Der Park ist naemlich wie ein Zoo ohne Gitter, d.h. ueber und unter dir und ringsherum huepfen Kangaruhs, Lemuren, Affen, Gaense, Pfauen und Seehunde durch die Gegend. Ausserdem gibt's noch so seltene Tiere wie Geparden, Oryxantilopen, Seeadler und Wisente. Alle vier letzten vermehren sich vor Ort praechtig und werden (!) wieder in die Laender exportiert, in denen sie natuerlich vorkommen und -kamen. Nur der Strauss, der sein Weibchen verteidigte, war mit etwas suspekt. Aber ueber dir Blaetter von den Baeumen rupfende Giraffen sind schon toll. Irgendwann konnte ich mich dann endlich losreissen und setzte mich wieder in den Zug nach Dublin. Trotzdem war ich vor meinen Mitbewohnern zu Hause, komisch. Sie erzaehlten mir spaeter, dass sie eine Bombendrohung fuer ihren Bus erhalten hatten und daher alles durchsucht werden musste. Das verlief ohne Erfolg und dauerte fast eine Stunde. Daher!
Na gut. Diese Woche war zwar auch wieder spannend, aber davon gibt's ein andermal mehr. Ich bin erstmal auf dieses Wochende gespannt. Da kommen zu meinen Studenten noch 60 zusaetzliche aus Nordirland dazu. Natuerlich ohne Betreuer oder Programm. Das wird ein Spass. Egal. Wird bestimmt gut.

Allen, die noch wach sind, wuensche ich an dieser Stelle noch eine schoene Zeit und ich meld mich bald wieder mit meinem naechten Reisebericht. Alles Liebe.

der Stefan

18 Juli 2006

Reisebericht aus Irland, die Westkueste

Hallo Freunde,

ich hoffe, es geht euch gut. Und ihr sitzt bequem vorm Rechner oder sonstwo, denn ich erzaehl euch hiermit mal wieder eine laengere Gute-Nacht-Geschichte. Es war einmal ein smarter gutaussehender junger Mann namens Stefan, der machte ich lange Reise auf die Insel des schwarzen Biers, des grauen Himmels, der gruenen Wiesen und der weissen (bisweilen mit pinken oder blauen Tupfern und Streifen versehenen) Schafe. Nein, nicht nach Ruegen. Hibernia hiess dieses Land in den Annalen der Roemer und Eire bei den gaelischen Voelkern..........und da hatte er keinen Bock mehr so geschwollenen Kram zu schreiben und begab sich nach Heuston, um den Zug nach Galway zu nehmen. Heuston ist nicht der Ansprechpartner fuer in Not geratene Astronauten, sondern der Dubliner Bahnhof fuer Zuege nach Westen und Sueden. Frisch vergnuegt ob des schoenen Wetters begab ich mich zum Infoschalter, da kein Fahkartenschalter in Sicht war. Man verwies mich zum Automaten, wo ich auch brav eine Fahrkarte erstand. Hier verstand ich auch die gewiefte Geschaeftstaktik der irischen Eisenbahn: einfaches Ticket 40,50€; Hin-und-Rueck 43€. Und dann erblickte ich sie! Gemuetlich raekelte sie sich auf dem gekachelten Fussboden und fuellte meine ganzen Sinne! Die Schlange zum 16.50 Zug nach Galway! Sie war ca. 200 Meter lang und bestand aus unendlich gelangweilten Gesichtern. Aus diesem Moment des Schocks holte mich mein Handy wieder in die Realitaet, mit den Worten "Sorry. Ich glaube, wir schaffen es nicht, zusammen zu sitzen. Ich steh irgendwo in der Schlange nach Galway in der Naehe vom Bahnsteig." Die SMS war von Eleanor und ich bewegte mich haemisch grinsend an der Menschenmenge vorbei auf sieh zu, hakelte m Astrophysik um genau zu sein. Aber eigentlich mag sie die Arbeit des Physikers nicht besonders, insbesondere das viel zu haeufige Programmieren, und wird daher nach ihrem Studium was ganz anderes machen. Kommt das irgendwem bekannt vor? Hand hoch! In Galway angekommen, begruessten wir die sich durch ihre "El Corte Ingles"-Tuete verratene neue spanische Praktikantin, zerrten den Amerikaner (Brian) aus'm Pub (war ja erst 7Uhr) und setzten uns auf den Rasen des Eyre Square, wo grad Filme des oertlicich ein und sagt "Doch!". Zuege sind soviel bequemer als Busse. Insbesondere wenn man an einem Tisch sitzt. Wir konnten beide erstmal keine Menschen sehen und ich doeste fuer die Haelfte der Fahrt weg. Die zweite Haelfte planten wir grob das Dublin-Wochenende. Eleanor ist uebrigens die eine Haelfte des Lokalkomittes Galways (welches nebenbei gesagt das einzige Irlands ist) und studiert, wie konnte es auch anders sein, Physik.hen Filmfestivals liefen. Soweit so perfekt. Ehrlich gesagt rannten uns die anderen Praktis regelrecht ueber den Weg oder Haufen, so dass wir uns bald in geselliger Runde auf ebendiesem Platz wiederfanden. Leider ist Alkohol trinken in der Oeffentlichkeit verboten, so dass wir lustige unauffaellige Papiertueten ueber unser Bier stuelpten. Brian probierte sein erstes echtes Budweiser (Rebecca, die andere Amerikanerin erzaehlte im die wahre Geschichte des tschechischen Bieres und ich war beeindruckt ob der fehlenden Ignoranz), ich erschreckte mich beim Anblick einer Flensburger Weissbiers in der Hand einer nichtsahnenden Malteserin und alle hatten inzwischen gelernt, dass Guinness aus der Dose einfach mehr als "Baeh!" ist. Laverne, die andere Haelfte des LC Galway, hatte uns extra billigen Eintritt fuer einen Klub namens "Cuba" besorgt (die Amis freuten sich, jetzt behaupten zu koennen, schonmal in Kuba gewesen zu sein). Auf der Hauptstrasse trafen wir allerdings Leute, die den Eintrittstempel fuers "Cuba" besassen und ihn uns freiwillig aufdrueckten. Dort gabs dann geselliges Linkes-Bein-rechtes-Bein-Arme-laessig-mitschwingen-lassen, bis ich dann beschloss, das Weite zu suchen, oder praeziser: Mein Doppelstockbett. Brian trabte hinterdrein und murmelte etwas wie "Erzaehl meinen Freunden bloss nich, dass wir gerade als einzige Kerle elf Maedels in der Disko haben stehen lassen!" Ich nickte muede und schlurfte weiter in Richtung Hostel. Enrweder kannten die Maedels ne Abkuerzung oder wir liefen soviel Umwege, jedenfalls kamen wir gleichzeitig im Hostel an. Ich nahm das Bett am Fenster, Licht aus und Matrazenhorchdienst. Irgendwann nachts fingen die Bauarbeiter im Hof an, ein kakophonisches Pandemonium auf ihren Maschinen zu veranstalten. Total geraedert pellte ich mich aus meinen Federn und wunderte mich, dass viele schon wach waren. Den fehlenden Nachtschlaf holten viele von uns auf dem ersten Teil der heutigen Bustour nach. Es war strahlend schoenes Wetter. Niemand war darauf vorbereitet oder hatte etwa Sonnencreme dabei. Die Tour ging einmal im Kreis (wodurch ich die Sonne im Laufe des Tages immer von der gleichen Seite abbekam und abends einen herrlichen linksseitigen Sonnenbrand im Gesicht vorweisen konnte. Als inzwischen erprobter Irlandbewohner trug ich ihm mit Stolz.) durch ein Gebiet das "Burren" heisst. Cromwell sagte einmal treffend ueber diese Region (er war im Krieg mit den Iren): "No tree to hang a man, nor enough water to drown him, nor enough soil to burry him!" Mit anderen Worten, Steinwueste mit etwas gruen dazwischen. Die Definition von 'karg', aber schoen. Die Region war mal der Boden eines Meeres und besteht deshalb aus abgerundeten Steinen mit massig Fossilien. Unser erster Stopp war die Aillwee Cave. Ein lokaler Bauer fiel beim Zusammentreiben seiner Schafe mal da rein, hielt sie fuer etwa 40 Jahre geheim und als er ca. 1980 mit der Sprache rausrueckte, baute man schnell einen Eisstand, einen Souvenirladen und ein Tourist Information Centre davor und verlangt 7€ Eintritt, denn Hoehlen gibt es sonst nicht in Irland. Die Hoehle selbst ist durchweg unspektakulaer. Die Knochenreste ehemals ueberwinternder Hoehlenbaeren haetten auch die Broilerreste der Postkartenverkaeuferin gewesen sein koennen und mit 15cm langen Stalaktiten holt man niemanden hinterm Ofen vor. Schoen waren auch die Worte: "Bei schlechtem Wetter sehen sie hier einen spektakulaeren Wasserfall!" Da wir gutes Wetter hatten, war der Wasserfall nich von einem aufgelassenen Wasserhahn zu unterscheiden. Der Hoehepunkt war da obligatorische Lichtausschalten in der Mitte der Hoehle. Die Idee allerdings, den Guide im Dunkel mit den Worten: "Nach einer Viertelstunde erstirbt normalerweise das Lachen." weggehen zu hoeren, war schon cool. Unsere kanadischen Maedels sahen das anders. Den Stopp beim Poulnabrone Dolmen lass ich mal aufgrund weiterer Nichtigkeit aus und komme direkt zu den ach so beruehmten Klippen von Moher. Dort baut man gerade ein Besucherzentrum, um in Zukunft 5 Euro verlangen zu koennen. Noch ist der Blick aber kostenlos und unzweifelhaft atemberaubend. Insbesondere wenn man den "Klettern Sie gefaelligst zurueck ueber die Bruestung!"-Mann ignoriert und ueber die Kannte schaut. Wer mich kennt, weiss, dass ich das nicht war, sondern der bibbernde Typ 5m weg von der Kante, der den Praktis nicht beim Gucken-wir-mal-wie-lange-der-Stein-bis-unten-braucht zuschauen konnte. Ich muemmelte gemuetlich mein Mittagbrot, intensivierte meinen Sonnenbrand und spaehte nach Papageientauchern. Fand aber nur Sturmmoeven und Kraehenscharben. Wider Erwarten testete keiner der Praktis die Fallgesetze am eigenen Leib (der Busfahrer hatte uns mit auf den Weg gegeben: "Passen sie auf, wer sie festhaelt. Die Klippen sind auch bekannt als schnellste Scheidung Irlands!") und wir trafen uns alle im Bus wieder. Die Ruecktour ging an der herrlichen Kueste (Mama, kannst du dich noch an Gozos Kueste mit dem Azur Windows erinnern?) und in wunderbaren Abendlicht getauchten Burgen (Die Entwicklerkniffos haben meinen Film beim Entwickeln versaut. Grrr!) vorbei zurueck nach Galway. Abendbrot gabs im beruehmten Fish'n'Chips Restaurant McDonagh's (es bedurfte einiger Ueberzeugungsarbeit bei den Amis und Kanadiern, dass wir nicht zum aehnlich benamsten Fast-Food-Schuppen wollten) und ich stellte mein zweites Mal in Irland fest, dass ich die Faszination von paniert fritiertem Kabeljau mit ungewuerzten Schlabberpommes einfach nicht verstehen kann. Den Abend beendeten wir im gegenueber des Hostel gelegenen Quay Pub (das gesamte Interior stammt aus einer Kirche aus Schottland). Diesmal war ich nicht vor den Maedels zu Hause und auch die Bauarbeiter ehrten den Sonntag. Dafuer kuesste die Sonne meinen wohlverdienten Sonnenbrand am fruehen Morgen, was mich wieder einmal zum verfruehten Aufstehen bewegte. (Ich muss jetzt ein bisschen schneller schreiben. Das Internetcafe macht gleich zu!) Um 11Uhr trafen wir Conor, der uns durch das mittelalterliche Galway fuehrte. Seine Vorliebe waren eher die spektakulaer brutalen Geschichten, so dass wir die meiste Zeit auf Friedhoefen Galways und dem ortlichen Knast verbrachten (der uebrigens nach zu vielen Ausbruechen in eine Whiskeydestillerie umfunktioniert wurde. Ab dann gabs nur noch Einbrueche!). Alles in allem war die Tour fuer die Praktis (und mich) viel interessanter, als es ein herrkoemmlicher Stadtrundgang gewesen waere. Ich weiss nun, dass die Iren ihre Kartoffeln aus den Wracks der spanischen Armada erhielten und dass das Wort lynchen vom oertlichen Buegermeister Lynch kommt, der seinen Sohn eigenhaendig haengen musste, da sich das keiner traute. Nach der Tour gabs noch Mittag im wohl beruehmtesten Pub Galways, im Kings Head. Die Maedels gingen noch an den Strand. Mir war dann aber die Ruhe und der Sitzplatz im Zug wichtiger, so dass ich dann schon am spaeten Nachmittag nach Dublin zurueck fuhr. Alles in allem war es ein tolles Wochenende und die Praktis und ich freuen uns schon auf das naechste. Hoffentlich scheint da die Sonne, sonst sieht's schlecht aus mit dem Kayak.
Allen, die waerend des Lesens nich eingeschlafen sind, wuensch ich noch eine gute Nacht und macht's gut.

Bis bald in diesem Theater.


Euer Stefan.

(Puh, noch 2 Minuten bis Ladenschluss!)

13 Juli 2006

Reisebericht, was bisher geschah

Hallo Freunde,

ist schon wieder laenger her, seitdem ich euch geschrieben habe. Ich bin ja schon 2 Wochen im Rueckstand. Oh, oh. Lass mal ueberlegen. Ist denn irgendwas Spannendes passiert? Ach ja, Samstag vor 2 Wochen sind wir wieder in der Gegend rumgegurkt und haben uns Irland angeschaut. Diesmal gings nach Norden. Erste Station war das Schloss Trim: Eine Festung aus dem 11. bis 14.Jhd., die noch gut erhalten ist. Wir schlossen uns einer Fuehrung an, welche sehr unterhaltend war. Ich war heilfroh, dass ich in meinem Leben so manchen Fantasyroman verschlungen hatte, denn so hatte ich den einmaligen Vorteil, alle mittelalterlichen Fachvokabeln zu verstehen und English-English Uebersetzer spielen zu koennen. Einige Kamine und Latrinen spaeter fuhren wir weiter in Richtung Bru na Boinne. Das heisst woertlich "Palast am Boinne" und bezeichnet die 3 dort gefundenen Cairns (=Huenengraeber). Und die sind ja mal beeindruckend. Ja, nicht auf den ersten Blick. Zuerst sieht man mit Gras ueberwachsenene kreisrunde Huegel (@Katrinsche und Konsi: ein bisschen wie Tara), als ob ein Riesenigel (mit 150m Umfang) vergessen haette, nach dem Winterschlaf aufzuwachen. Wenn man sich aber die Randsteine etwas genauer ansieht, erkennt man in Stein gehauene Ornamente, meist verschlungene Linien. Und wenn dann einem der Guide erzaehlt, dass die da schon seit ca. 5200 Jahren rumlungern (das ist ca. 600 Jahre aelter als die Pyramiden von Gizeh!), realisiert man, dass die Leute damals keine mit der Keule bewaffneten Barbaren, sondern hochzivilisiertes Volk waren. Und ich fing an, mich zu fragen, was von unserer Zeit in 5000 Jahren noch da sein wird. Der Joghurtbecher und die Plastiktuete vermutlich. Aber genug des Pathos. Es war auf jeden Fall sehr beindruckend sich vorzustellen, wie die Menschen damals tonnenschwere Steine auf einen Haufen schichteten, gross genug, dass spaeter ein befestigtes Dorf drauf stand, nur um jemanden zu beerdigen. Letzte Station des Tages war Monasterboice: Ein versteckter Friedhof mit wunderschoenen keltischen Hochkreuzen. Dann ging wieder zurueck und direkt in meinen ersten irischen Klub. Auf einem Floor gabs gemuetlichen Drum & Bass, so dass ich meine buerogeprueften Glieder etwas ausschuetteln konnte. Bloed war nur, dass wir den ganzen Weg durch die Stadt zurueckwanken mussten, da weder Bus noch Taxi zu kriegen waren. Und der naechste Morgen. Irgendwer musste ja das Auto zurueckbringen. Bis um 9! Super! Dafuer hab ich mir dann den Rest des Tages (praktikanten-)frei genommen und viel gelesen.

Die Woche ueber ist dann wieder nichts Interessantes passiert. Ausser der Bankgeschichte vielleicht: Ich wunderte mich, dass ich 2 Wochen nach Kontoeroeffnung immer noch keine Bankkarte, PIN-Nummer, Liebesbrief, Mahnung oder Morddrohung von meiner Bank erhalten hatte. Ich begab mich also in meine Filiale und fragte nach dem Grund der totalen Ignoranz meiner Bank mir gegenueber. Zum Glueck war gerade meine Bearbeiterin zugegen. Sie fand dann auch schnell heraus, dass mein Konto zwar fuer ihre Filiale existiert, im System aber nie angelegt wurde. Na super! Und wohin wurde mein Gehalt Anfang der Woche gezahlt? Ins Nirwana! Bestimmt freuten sich gerade einige Bankmitarbeiter ueber die unerwartete Aufstockung ihrer Kaffeekasse. Ich solle der Bank nur 24 Stunden geben, dann sei alles geregelt. Nachdem ich der Bank schon 24 Tage gegeben hatte, kommt es auf den Tag auch nicht an, dachte ich mir. Zum Glueck war meine Firma so freundlich, mir einen Scheck ueber mein Gehalt auszustellen. Der braucht zwar eine Woche, bis dass Geld schliesslich auf dem Konto ist, aber das braucht die Post mit meiner Bankkarte ja auch. Vorgestern hab ich dann endlich auch noch meine PIN-Nummer bekommen, so dass ich nach 1,5 Monaten theoretisch Zugriff auf mein Geld haette. Ich hab mich aber aus Angst vor weiteren unangenehmen Ueberraschungen (Karten fressende Automaten, Falschgeld, Geldschredder, was weiss ich) noch nicht getraut. Aber morgen ist es soweit. Ganz bestimmt!

Letzten Mittwoch besuchte mich schliesslich die Sonja und wir nutzten gleich die Gelegenheit, uns die beruehmte unorthodoxe Fuehrung ueber den Glasnevin Friedhof anzutun. Hier liegt wirklich jeder Ire, der in den letzten 200 Jahren von Bedeutung war. Und unser Guide hatte zu jedem eine Anekdote auf Lager. Ausserdem kann man an der Struktur des Friedhofs auch die Politik der "Insassen" erkennen. "Hier liegen die Republikaner, da die IRA und Sinn Fein, da die Faschisten" usw. Schoen fand ich auch, dass man, nachdem man neben dem am aeltesten Teil des Friehofs gelegenen Pubs "The Gravedigger" des oefteren unbeerdigte Saerge mit Schnapsleichen daneben gefunden hat, per Gesetz erlassen hat, dass Dubliner vor 12 Uhr unter die Erde gebracht werden muessen (Pubs oeffnen von 12 bis 12). Uebers Wochenende begaben wir uns in den hohen Norden der Republik. Nachdem wir uns in Sligo einen Wagen geliehen hatten, gings dann in dauerndem Nieselregen ueber Donegal die Westkueste entlang bis zu den hoechsten Cliffs Europas. Da legte das beruehmte irische Wetter noch einen drauf und durch die Sturmboeen regnete es waagerecht. Wir liessen uns davon aber nicht abschrecken und lugten vorsichtig ueber die Kante in Richtung Meer. Beeindruckend. Imposant. Nur die Wanderung am Klippenrand entlang schenkten wir uns. Da waren naemlich schon die Wolken. Und Regen, Sturm und Wolken zusammen (das schafft nur irisches Wetter!) an der Kante einer 250m hohen Klippe ist nicht meins. Uebernachtet haben wir bei Mary. Mary ist eine ca. 70-jaehrige Dame, die ein Hostel in Glencolumkille mit schoenem Blick auf die Bucht fuehrt, bei der selbst Iren noch so einige neue Schimpfwoerter lernen koennen. Insbesondere ueber Regen. Bevoelkert war es von einem deutschen Anti-Gewalt-Training-Klub und wenn wir vorher gewusst haetten, dass man hier wunderbar kochen kann, haetten wir auch noch Nudeln eingepackt. Zum Spiel um der dritten Platz haben wir uns nochmal in den oertlichen Pub begeben und 3 herrliche Tore von Deutschland (eigentlich ja nur 2) gesehen.
Am naechsten Morgen hoerte der Regen zum Glueck auf und wir fuhren weiter nach Norden. An diesem Sonntag haben wir vorwiegend Kueste gesehen. Und Taeler. Tolle Taeler. Schoene tiefe Taeler. Wenn der Nebel nicht gewesen waere, haetten wir in manche auch hineinblicken koennen. Aber auf der Karte waren sie toll. Zum Mittag gabs selbstgeschmierte Stulle mit Seeblick (es klarte inzwischen auf) und wiederkaeuenden Paarhufern als Publikum. Dafuer verwoehnte uns die Sonne am spaeten Nachmittag, als wir uns entschlossen, eine Wanderung zum Schloss Glenveagh im gleichnamigen Nationalpark zu unternehmen. Irische Nationalparks sind irgenwie anders: Der Wanderweg ist asphaltiert, die Rhododendren und die Rothirsche eingefuehrt und das Ufer des Sees hat eine praeziese Rasenkante. Aber sonst reinste irische Glenlandschaft. Naja fast. Das Schloss war im schottischen Stil erbaut, mit einem toskanische Garten dran, roemischen Caesaren als Statuen und englischem Rasen. Trotzdem hatte Sonja (ganz meiner Meinung) sofort beschlossen, nach ihrem Einzug hier nur Kleinigkeiten zu aendern. Die Verlaengerung und das Elfmeterschiessen des Weltmeisterschaftsfinales gabs dann mit indischem Curry am Fernseher unseres Hostels in Letterkenny.
Am Montag betrtaten, oder besser befuhren wir dann britischen Boden und schauten uns das Ulster-American Folk Museum in Omagh an. Unbedingt zu empfehlen, da es ein "lebendes" Museum ist. Im ersten Teil lernt man viel ueber die Lebenssituation der Iren vor der Auswanderungswelle indem man zum Beispiel eine Kate oder eine Schmiede betritt und die Bewohner einem vom "ihrem" Leben erzaehlen. Vom frisch gebackenen Brot und dem Hirsekuchen durften wir leider nicht probieren. Im zweiten Teil der Ausstellung betritt man ein Hafengebaeude, geht an Bord eines Handelsschiffs, mit dem die Auswanderer nach Amerika uebersetzten und kommt schliesslich im Pennsylvania des 19.Jhd. raus, inklusive Maisfelder und Baerenfelle. Unser Weg ging nicht ganz so weit nach Westen, naemlich ueber Enniskillen zurueck nach Sligo, wo wir nach einigen Problemen unser Auto am Flughafen wieder loswurden.
Nachdem Sonja am Mittwoch in Richtung Deutschland aufgebrochen ist, bin ich noch (meinen halben freien Tag nutzend) ins Naturkundemuseum Dublins gegangen. Und ich war beeindruckt. Ein komplett viktorianisches Museum a la Livingston und Darwin! Ein komplettes Tierbestimmungsbuch in einem Gebaeude! Verdraengt man mal kurz den Gedanken an die vielen Tiere, die fuer die 2 Millionen(!) ausgestopften Praeparate sterben mussten, und das manche Arten zur heutigen Zeit praktisch oder endgueltig ausgestorben sind (Breitmaulnashorn, Mekong-Delphin, Beutelwolf, Dodo), ist es eines der beeindruckendsten Museen, die ich gesehen habe. Wer hat zum Beispiel schon mal einen Paradiesvogel aus 10cm Naehe gesehen? Oder einen Panda? Eine portugiesische Galeere? Aber ich hoer jetzt auf mit der Schwaermerei, denn ich muss noch nach Hause: Sachen packen. Morgen geht's auf den ersten offiziellen Wochenendausflug ins Co.Clare, zu den Cliffs of Moher und Galway. Bin mal gespannt, was alles schief geht. Euch aber wuensche ich noch eine gute Nacht und hoffe, dass bei euch alles bestens ist. Bis bald, gehabt euch wohl und

carpe diem


der Stefan

02 Juli 2006

Reisebericht, der Trip in die Berge

Hallo Freunde,

ist schon laenger her, seitdem ich euch geschrieben habe. Mmmh, hab ich euch schon vom letzten Wochenende erzaehlt? Ich glaub nicht. Also: Als designierter Wochenendentertainer fuer Praktikanten wollte ich mir mal zum Test (uns auch aus Interesse) ein kleines Wochenendprogramm ausdenken. Zu meinem Glueck hatten auch alle in Dublin befindlichen Prakties Lust mitzumachen (es kam sogar einer aus Limerick!). Los gings am Freitag mit Ceíli. Ceíli ist ein traditioneller irischer Tanzabend (man denke bitte etwa an Riverdance, um ne Vorstellung zu bekommen) und zum mitmachen gedacht. Also alle auf die Buehne/Tanzflaeche und erst links rums gedreht, dann rechts rum, dann wechseln die Frauen ueber kreuz, dann die Maenner, die hatten das aber nicht verstanden und wechselten zur naechstbesten gut aussehenden Frau, die Frauen tun den Maennern gleich und der ganze bienenstockaehnliche Tumult versucht dabei im Takt zu springen und sich nicht anmerken zu lassen, schon vor 10 Minuten die Orientierung und Partnerin verloren zu haben. Zum Glueck war ich der einzige mit nem Fotoapparat, so dass keine Beweisfotos gemacht werden konnten. Zumindest nicht von mir.... hihi...
Samstag hiess es dann frueh aufstehen und Brian vom anderen Ende der Stadt vom Bahnhof abzuholen. Ihr muesst wissen, der Zug ist nicht das gewoehnlichste Reiseverkehrsmittel in Irland. Aber da Brian schon auf Hintour nach Limerick (das erste Mal in seinem Leben) den Bus genommen hatte, wollte er auf dem Weg zurueck auch (das erste Mal in seinem Leben) den Zug auszuprobieren. Amis halt. Da sag ich nichts zu. Ich bin dann mit ihm quer durch die Stadt zu Europcar gedackelt und hab den Mietwagen fuer den heutigen Tag abgeholt. Ein Auto hatte Brian schon haeufiger in seinem Leben gesehen, wahrscheinlich haeufiger als ich, aber noch nie eines mit Gangschaltung. (no comment) Wir haben dann noch die Maedels von zu Hause eingesackt und los gings in die Wicklow Mountains. Kaum verlaesst man die Autobahn 20km suedlich von Dublin, ist man in einer anderen Welt. Die Doerfer sehen aus wie aus den Alpen und die Strassen haben ne Breite, bei der sich unser Fiat wie ein Hummer oder Jeep fuehlte. Doof ist bloss, wenn dir hinter ner Kurve nen Traktor begegnet, dessen Raeder rechts und links im Graben fahren. Unser erster Stopp war der Powerestate Wasserfall. Ich war zwar noch nie in Canada oder den amerikanischen Rockies, aber genau so stell ich mir die vor: Aus den in durch den staendigen Nieselregen in saftiges Gruen gehuellten schroffen Huegeln plaetschert sanft aber kraeftig und stetig ein Bach auf die Felsen herunter. Davor laed eine gepflegte Rasenflaeche ohne Muelleimer mit uralten Zypressen zum Picknick ein. Fehlt nur noch das "Don't feed the bears!"-Schild. Hier holten wir uns die ersten nassen Fuesse bei der Bachueberquerung, aber einen echten Bergwanderer kuemmert das nicht (denn er hat ein 2. Paar Socken bei.) Leider waren wir keine echten Bergwanderer. So stiegen wir wieder ins Auto und fuhren die kleinen Strassen entlang ins Tal von Glendalough. Dort sind zwei wunderschoene Bergseen und weitere Picknickplaetze. Leider liessen sich die Maedels nicht zu einer dreistuendigen Wanderung um den See herum und auf den Berg an der Seite hinreissen. Das war auch die bessere Idee, denn als wir auf einem befestigten Weg fast im Miner Village am anderen Ende des Sees ankamen, wurde aus dem Nieselregen ein handfester Wolkenbruch und ich lernte zum zweiten Mal, dass meine Regenjacke (selbst nach dem Kauf teuren Impraegniersprays) in ihrem Alter dem irischen Wetter nicht mehr gewachsen war. Ausserdem lernte ich, dass unsere neue kanadische Praktikantin so fest davon ueberzeugt war, dass wenn Sommer im Kalender steht, gefaelligst auch die Sonne scheint, dass sie gar nicht erst auf die Idee kam, eine Regenjacke mit nach Irland zu bringen. Sie mag halt keine Jacken. Die passen doch nicht zum Rock. Zum Glueck hatte unsere regenerprobte Bosnierin einen Schirm UND eine Regenjacke bei (sie ist halt schon ein Jahr hier und ich hab beschlossen, ebenfalls auf die Doppeltaktik umzusteigen), so dass wir nur ueber ne Erkaeltung und nicht ueber ne Lungenentzuendung nachdenken mussten. Zurueck am Auto, Heizung an und trocknen. Dann sind wir noch ins zugehoerige Dorf gestiefelt und haben uns den dortigen Kirchen-/Friedhofkomplex aus dem 10!. Jhd. angesehen. Da hat sich seit der Zeit, wo der heilige Kevin hier gelebt hat, praktisch nichts geaendert (ausser den Postkartenstaenden). Und Konsi, die Daecher sind auch hier aus Stein! Auf dem Weg zurueck sind wir die scenic road ueber Sally Gap gefahren. Leider hab ich nie erfahren, was Sally Gap eigentlich ist, denn als wir die Hochmoorregion erreichten, ging die Sichtweite ploetzlich auf Null. Nebelschwaden von allen Seiten und ab und zu ein an Strassen-, besser Wegrand stehender toter Baum koennen bei klischeeerprobten kanadischen Maedels ganz schoen aufs Gemuet druecken. Brian fing an, Zombiegeschichten zu erzaehlen, ich dachte an Edgar Allen Poe und Ruza amuesierte sich. Mehrere falsche Abzweige spaeter standen wir wie durch ein Wunder vor unserem letzten Ziel des Tages, dem hoechsten Pubs Irlands. Warum gerade der beruehmt fuer seafood ist, hab ich nicht klaeren koennen. Der ganze Laden ist voll von antiquarischem Schnickschnack, Fotos von hier speisenden Promis und lallenden Touristen. Aber spaetestens hier hab ich gelernt, dass in ueberteuerten Pubs die Tagessuppe im lecker ist und durchaus satt macht. Um 22.00 waren wir zurueck zu Hause. Trockene Klamotten waren ein tolles Gefuehl und da keiner mehr Lust hatte auszugehen, brachten sie mir Poker bei.
Am naechsten Morgen musste ich leider frueh raus, um das Auto zurueckzubringen. Brian kam mit und sah ziemlich verschlafen aus. Eine Mitbewohnerin kam nachts mit Freunden besoffen nach Hause und beendete die Party in unserem Wohnzimmer (wo Brian schlief). Am Nachmittag sind wir dann alle zusammen in den Croke Park gegangen: DAS Stadion fuer irischen Sport. Hier sind naemlich nicht Fussball oder Basketball die vorherrschenden Sportarten, sondern Gaelic Football (dem Rugby nicht unaehnlich) und Hurling (mit den selben Regeln wie G.F., aber nem Hockeystock und -ball).
Es gab ein Halbfinale in G.F. und fuer mich, der noch nie in nem richtigen Stadium gesessen hatte (hier war Brian als Ami wieder routinierter), war das ein atemberaubendes Spektakel, 70.000 Fans bei der Arbeit zuzuschauen. Auf dem Feld pruegelten sich die Spieler (Das mit den Fouls ist uns nicht ganz klar geworden. Wir haben uns drauf geeinigt, dass ein Foul ein Koerpereinsatz ist, an den sich der Gegner in einer Woche noch erinnert.) und wir schauten zu. Danach setzten wir Brian wieder in den Zug und begaben uns zum Meeting House Square, wo der Nobelpreistraeger Seamus Heaney (hat jemand schonmal von ihm gehoert?) und ein Dudelsackspieler eine tolle Lesung gaben. Geschafft, aber frohen Herzens ging ich Abends in Bett. Als ersten Versuch fand ich das Wochenende sehr gelungen. Nur ein Dankeschoen waer schoen gewesen.
Und da ich schon wieder viel zu lange meine geistigen Erguesse zu Papier, nee, Bits und Bytes gebracht habe, hoer ich hier nun auf und erzaehl euch den Rest das naechste Mal. Allen, die es bis hier unten geschaftt haben und noch wach sind, wuensch ich einen schoenen Sonntagabend und sage

Goodbye, arrivederci und tschuess bis bald

Euer Stefan