Morz in Ireland

Aufgrund des vielfachen Interesses an meinen Reiseberichten (da freut er sich) hier ein nachträglich gebasteltes Weblog zum nochmal genau nachlesen. Viel Spaß dabei und hoffentlich sieht man sich bald mal wieder....

29 August 2006

Reisebericht aus Irland, das Ende vom Lied

Hallo Freunde,

wie geht es euch? Ich bin total fertig! Fertig mit einpacken! Hat ja nur 4 Stunden gedauert. Rausgekommen sind ein Rucksack, der zu gross fuers Handgepaeck ist, nen Schlafsack und'n Koffer, der das Gewicht eines mittleren ausgewachsenen Pottwalbullen hat. Da muss ich wohl schicke Augen morgen frueh beim Einchecken machen, oder Geld rueber wachsen lassen. Da freu ich mich jetzt schon drauf. Aber erstmal versuch ich euch noch den Rest der Geschichte des Irlandreisenden zu erzaehlen.....

Simone kam Montag vor 2 Wochen kam als vorerst letzter Neuling der Dubliner Praktikantengemeinde an und fuer ein Maedel, das im Lebenslauf als Hobbies "Beauty" und "Aerobic" angegeben hatte, zeigte sie erstaunliche Gelassenheit, als ich ihr ihre neue Bleibe zeigte. Bei uns im Haus war kein Platz mehr und so kam sie ein anderes, leergezogenes Haus unserer Vermieterin. Dort war die Heizung abgestellt und der Putz blaettert von den Waenden. Aber inzwischen haben wir sie gluecklich in eine mexikanisch/brasilianische WG eingliedern koennen.
Letzten Freitag gabs ausserdem die zweite Abschiedsparty. Naja, Party ist relativ. Wir sassen zu dritt im Porterhouse (einer der wenigen Mikrobrauereien in Irland) und probierten uns lustig durch die Karte. Ich muss sagen, das Pils ist durchaus trinkbar. Danielle hielt sich eher an uns wohlbekannten Flaschen eines belgischen Herstellers mit einem rosa Elefanten als Etikett fest. Dementsprechend brauchten wir auch ein Taxi nach Hause. Am naechsten Morgen flitzte ich nach dem Aufstehen zu Europcar, um das Auto fuer den fuer heute geplanten Trip abzuholen. Das flitzen ging bis zur Bushaltestelle und schlug dann ploetzlich in endloses Warten um. Eine halbe Stunde spaeter hatte sich dann endlich einer der Busse der drei dort fahrenden Linien bequemt, vorbeizukommen und mich einzusacken. Ab dann wurde wieder geflitzt. Beim Anblick der langen Schlange, die aus dem Europcarbuero herauswuselte, wurde aus dem Flitzen wieder ein deprimierter Gang, nur kurz unterbrochen von einem kurzen Grinsen bei der Erinnerung, dass ich ja eine Reservierung hatte, kurz gefolgt von dem Realisieren von Reservierungen in den Haenden der anderen Wartenden. Nach den Verlust von einigen Nerven und Fingernaegeln war ich dann im voruebergehenden Besitz eines VW Polo und konnte die beiden, schon eine Stunde am Busbahnhof auf mich wartenden Maedels abholen. Die waren erstaunlich gut gelaunt und los gings in Richtung Kilkenny. Kurz nachdem wir die Autobahn (hihi) verlassen hatten, waren nur noch sanfte Huegel, saftige Wiesen mit Bullshit-Produzenten drauf und kleine Doerfer mit schicken alten Bruecken zu sehen. Nach einem Stopp an der Jerpoint Abbey, einer gotischen Klosterruine (sieht aus wie in "Vaya con Dios"), gings in die Stadt Kilkenny. Anstatt in das beruehmte Schloss zu gehen, setzten wir uns in den Garten, schleckten Eis und quatschten. Eine Stunde spaeter, versuchten wir noch herauszufinden, wohin sich das beruemte Art Festival verkruemelt hatte, aber konnten ausser einer Galerie mit durchaus interessanten Bildern nichts finden. Letzter Stopp vorm Abendessen war die Kathedrale von Kilkenny und ich muss sagen, fuer ein 800 Jahre altes Gebaeude ist es erstaunlich gross und gut erhalten. Nebenan steht ein Rundturm aus den 9.Jhd. der sogar noch so gut in Schuss ist, dass man ihn besteigen darf. Klasse Ausblick. Nach Panninis zum Abendbrot und dem obligatorischen Guinness gings zurueck nach Dublin.
Am Sonntag besuchten wir dann Dublins beruehmtesten Knast: Kilmainham Goal. Hier hat sich viel irische Geschichte abgespielt. Von dem Abtransport der Gefangenen nach Australien und damit dessen Besiedelung bis hin zur Exekution der Aufstaendischen von 1916, denen Irland die Republik verdankt. Den viktorianischen Teil des Gefaengnisses haben die meisten von uns auch schon in Filmen bewundern koennen (erinnert an Fort Boyard).
Nach der Fuehrung machte dann jeder seins und Montag und Dienstag ist nach jetziger Erinnerung auch nichts Spannendes passiert. Am Mittwoch kam Rebecca (eine Praktikantin aus Cork) nach Dublin und wir tranken Cafe zusammen. Danach wartete ich dann noch 3 Stunden auf Godot im Trinity College, doch erschienen ist er leider nicht. Freitag dann sass ich dann das erste Mal allein zu Hause. Tanya hatte Party mit ihren Arbeitskollegen und sie feierten ihren letzten Arbeitstag und meine anderen Mitbewohner begaben sich zu ihren Partnern oder aehnlichem. Gut, dachte ich mir, geh ich halt allein aus. Freitags sitzt man nicht rum! Und prompt traf ich Kasper (altes daenisches IAESTE Urgestein), der gerade den Abschied eines Mitdoktoranden feierte. Das gestaltete sich dann feuchtfroehlich und am Ende war jeder froh, ob der Erfindung der Sperrstunde. Nicht weil es so langweilig gewesen waere, sondern weil das Portemonnaie nicht noch ne weitere Stunde ueberlebt haette. Am Samstag war dann das "Festival of World Cultures" angesagt. Kasper sagte ab, da er um 15 Uhr noch versuchte, den Ausgang seines Zimmer zu finden. Alle anderen trafen sich am Busbahnhof und los gings in Richtung Dun Laoghaire (mein Lieblingswort im Gaelischen: Aussprache (deutsch) etwa "Dann Liri"). Dort war die Hoelle los. Hoelle im positiven Sinne, etwa wie der Karneval der Kulturen. Ueberall Konzerte, Maerkte auf denen der Sushimann das Chili vom Nachbarstand stibitzt, ein Haufen gut gelaunter, teilweise bunt angemalter Besucher und alles an einem schicken Seebad suedlich von Dublin. Nachdem wir uns durch die exotischen Essensstaende gefressen hatten (ich hatte baskisches Essen und weder ich noch die Bedienung war imstande, den Namen meines Gerichtes mit den vielen "x"en in der Mitte Auszusprechen. Wiebke, hast du inzwischen Uebung darin?), gabs'n klasse Konzert mit nem italienischen Saxophonisten und 10 Typen, die auf Weinfaessern(!) rumtrommelten. Zum Glueck hatten die beiden Deutschen (Aycan und ich) die gleichen Konzerte im Visier und alle anderen keinen Plan. Deswegen war das naechste Konzert "Shara": Ein Russe, ein Kroate und ein Ire, die virtuos alles von Django Reinhardt bis Polka spielten und alles "gypsy" nannten. Sogar 4-seitig! Beeindruckend! Ich such noch nach ner CD. Das letzte Konzert das Abends war eine Dubliner Klezmerband. Manche fanden's nervig, andere (wie ich) konnten die Beine nicht stillhalten und warteten ulkig huepfend an der Bar auf ihr Bier. Zurueck gings mit der letzten Bahn und weil immer noch keiner muede war, liessen wir den Abend dann in einem anderen Porterhouse ausklingen.
Sonntag gings dann, nach ausgiebigem Fruehstueck (unser Haus hatte quasi als Hostel gedient) in den Norden von Dublin: nach Malahide. Malahide besitzt einen grossen Park mit einem Schloss in der Mitte und eine lange Promenade. Ich sah mir ersteres von innen an (beeindruckende Wandschnitzereien, noch ein Kanditat fuer einen zukuenftigen Wohnsitz) und die anderen schluerften gemuetlich Kaffee an letzterer. Danach trafen wir uns zu nem Cider im oertlichen Pub, um uns das Halbfinale Mayo-Dublin anzuschauen, aus dem Mayo unerwartet nach einem Krimi als Sieger hervorging. Mayo trifft dann naechsten Sonntag im Finale auf Kerry, falls es jemanden interessiert.
Gestern war dann mein letzter Arbeitstag. Mittags sind wir zum Italiener essen gegangen, ich musste ein paar Worte sagen und habs so kurz wie moeglich gemacht. Natuerlich gab ich auch den perfekten Anlass, sich auch noch zum Kaffee und Torte in der Buerokueche zu treffen und ich bekam eine Karte und 2 Romane in Dublin Slang als Geschenk. Ich bin ja kein Typ fuer solche Anlaesse, obwohl sie sehr freundlich sind. Zu formell. Ich bedankte mich hoeflich und war spaeter froh, wieder in meinem Buero zu sein.
Abends gabs zu Hause noch die Flasche Wein, die ich als Trostpreis beim Golfspielen bekommen hatte (mein Mitbewohner Wesley konnte leider nicht mittrinken, da heute bei ihm in der Firma der Alkohol- und Drogentest anstand!) und wir halfen Tanya beim Packen. Heute morgen verabschiedeten wir uns von ihr und dann begann ich zu packen. Wie es scheint, hab ich dann bis hierher alles gepackt und verabschiede mich nun meinerseits aus dieser packenden Geschichte. Packt's, aeh, macht's gut und bis bald. Und jeder, der wissen will, wie die Geschichte weitergeht, muss mich wieder in persona von der Seite anlabern. Alles Gute wuenscht der Stefan und dass die Sonne immer scheint.



Slán,

Stefan

17 August 2006

Reisebericht aus Irland, Aran Islands

Hallo Freunde,

wie geht's? Nachdem der Bjoern gestern meine Schreibkuenste gelobt hat, hab ich Hoehe bekommen und schreib euch heute gleich wieder. Ich hab grad Mikko aus Finland zum Bus gebracht und da zu Hause der Regen ebenso ans Fenster klopft, wie hier im Internetcafé, erzaehl ich euch eine Geschichte. Von letzter Woche....
Ich hatte ja grossmuetig meinen Praktis einen fuenften Wochenendausflug versprochen und den galt es zu organisieren. Gesagt, getan. Die Dingle Halbinsel soll schoen sein, nicht ueberlaufen und auch Aktivitaeten bieten. Am Donnerstag stellte ich ein schoenes Programm aus Fahrradtour, Klettertour und Kneipentour mit Uebernachtung in einem schoenen Hostel, das auch Surfkurse anbietet, zusammen. Einziges Problem, ich brauch immer ne leicht zu erreichende Einstiegsstadt fuer die erste Nacht. In diesem Fall Tralee. Leider laeuft in Tralee aber an besagtem Wochenende die "Rose of Tralee", so was wie die Miss Irland Wahl und deshalb ist in ganz Tralee keine Badewanne zu kriegen. Shite. Gut, naechste Idee. Mit nem Boot den Shannon runter. Super. Aber wenn man sich die Preise ansieht, glaubt man, die wollen einem das Boot verkaufen. Nicht aufgeben. Kilkenny. Einer der schoensten irischen Staedte, mit activity centre in der Naehe und nem Kulturfestival im Gange. Soviel zu den Unterkuenften. In Waterford waere noch ne Halbtagstour sea kayak moeglich gewesen. Und was mach ich die andere Haelfte des Tages? Kurzum, ich gab auf. Dieses Wochenende wuerde mein letzter offizieller Wochenendausflug sein. Und der ging erstmal wieder nach Galway. Dort angekommen, warteten schon zwei Trainees auf mich, die sich den Tag frei genommen hatten. Und mit mir im Zug war Kasper, ein IAESTE-Veteran aus Daenemark. Auf ins Hostel, eingecheckt und Sachen abgeladen. Dort trafen wir Mikko aus Finnland. Er war schon laengere Zeit (fast 4 Wochen) in Irland, kam aber nie zu den Wochenendtrips. Jetzt lernte ich, dass er gewoehlich als Bergbauingeneur samstags arbeiten musste. Daher! Auf den Weg zum Geldautomaten erzaehlte er mir noch den Rest seiner Leidensgeschichte. Die Airline hatte sein Gepaeck verloren und er sass ne Woche ohne da in ner irischen Kleinstadt (Betonung auf klein!). Waehrend des Eintippens der PIN-Nummer erzaehlte er dann von seiner Krankheit/Fieber die letzten 2 Wochen und dass er seine Zeit vorwiegend im Bett verbracht hatte. Nanu, was sagt der Automat da gerade? Temporarily out of order. Da hat die Maschine gerade aus Langeweile seine finnische Kreditkarte gefressen! Man, der war gut drauf. Na ein Glueck, dass er erst Montag wieder Nachtschicht hatte und deshalb von Sonntag auf Montag in Galway bleiben konnte, um seine Karte (hoffentlich) wiederzubekommen. Ich hatte noch genug Geld, also gabs was zum Abendbrot und spaeter gings in ne Jazzbar, um auf die anderen zu warten. Einige Pints spaeter waren alle da und noch einige Pints spaeter hatten wie die Freundin unseres Lokalkommittees Laverne (die an diesem Tag ihr Diplom bekommen hatte), fuer uns zu tanzen. Traditionell irisch. Nicht was ihr denkt. Immerhin hatte sie dafuer mal nen Preis gewonnen. Nuechtern. Sie war trotzdem noch ziemlich gut. Irgendwann wurden wir dann rausgeschmissen und trabten zurueck ins Hostel. Am naechsten Morgen wartete schon der Bus auf uns, der uns zur Faehre nach Inis Mór (15x4km), der groessten der drei Aran Islands bringen sollte und auch tat. Warum trotz spiegelglattem Ozean (besser als jede Strasse) einige mit ihrem Fruehstueck debattierten, ist mir ein Raetsel. Auf Inis Mór angekommen gings erstmal in unser niedliches Hostel zum Klamotten abladen. "Waelkamm on Inischhh Morrr" floetete uns ein Typ mit Piratenflagge in der Hand entgegen. Ich wusste zwar, dass die Arans gaelisches Muttersprachgebiet war, aber das hoerte sich nicht so weich an. Der Typ stellte sich als gebuertiger Toulouser raus, der hier gestrandet war. Und die Piratenflagge montierte gerade an der Vorderfront des wahrscheinlich einzigen Hostels der Insel. Dann drueckte er mir ein paar Schluessel in die Hand und verschwand er mit Sergej oder so an den Strand, um sein Hurlingspiel zu verbessern.....
Wir schmissen unsere Sachen aufs Bett und uns weg vor lachen. Als wir uns wieder eingekriegt hatten, gings zum Fahrradausleih. Manche hatten seit ihrer Kindheit nicht mehr auf nem Drahtesel gehockt, manche noch nie. Trotzdem gings gut voran. (Ausser einer Kanadierin, die unentwegt "I hate this d**m f***ing bike" murmelte). Am ersten Strand gabs Mittag und nen verrueckten Tschechen, der sich im Schluepper in die eiskalten See machte. Leider gehoerte der zu uns und der Golfstrom hatte sich bis hierher auf den unteren zweistelligen Bereich an Grad abgekuehlt. Die einzige, die fehlte, war unsere fluchende Kanadierin. Sie traf uns wieder, als wir vom Strand weiterfuhren. Sie hatte sich verfahren und ich lernte neue kanadische Schimpfwoerter. Naechster Stopp war Dun Aengus, ein 2000 Jahre altes Ringfort. Beeindruckender als das Fort (und die spanischen Reiter davor) war die Stelle, an der es gebaut wurde. Direkt an einem hundert Meter tiefen und exakt senkrecht runter gehendem Klippenrand. Maechtig gewaltig, Egon! Wir schossen ein paar Gruppenfotos, verloren ein paar Leute (nein, nicht von der Klippe. In einem Café) und machten uns auf, weiter die Insel zu erkunden. Nachdem wir die sieben Kirchen (alte Ruinen, koennten alles sein) gesehen hatten gings zurueck zum Hostel. Dachte ich jedenfalls. Die paar hundert Meter Asphalt den Berg runter als Test maximaler Geschwindigkeit nutzend, und ich war dicht an der Schallmauer, preschte ich froehlich dahin. Als ich mich aber kurz umdrehte, war keiner mehr da. Viel spaeter bekam ich heraus, sie hatten sich anders entschieden und waren sich einig, ich haette gerufen, dass ich meinen eigenen Weg fahre. Aha! Na gut. Nach 10min Muh-Kuh beobachten, entschloss ich mich, allein weiter zu fahren. Ich traf dann noch unsere Malteserin, die ueber die anstrengende Fahrerei klagte. Ich erklaerte ihr das Konzept einer Gangschaltung und wir machten uns auf der "scenic route" auf den gemuetlichen Heimweg. Die "scenic route" hiess so wegen der schoenen Ausblicke. Steile Kueste, ein paar schicke reetgedeckte Haeuser, ansonsten Steinwaelle, Steinstrassen, Steinfelder (d.h. praktisch keiner Erde auf den Felder), also kaum Gruenes. In irgendwo erinnerte mich das. Genau. Malta. Deswegen schaute unsere Malteserin so unbeeindruckt. Als wir unser Fahrrad bis zum hoechsten Punkt geschoben hatten (die Sache mit der Gangschaltung war ihr immer noch nicht ganz geheuer), wuerde die Strahhaaahhhaaahhhaaahhhaaasse ploetzlich steil und steinig. Wie ein Wunder, d.h. trotz der praktisch nicht vorhandenen Bremsen (genau wie in Malta) kamen wir unversehrt an unserem Hostel an. Die Amerikaner und Kanadier(sie waren frueher umgekehrt) gruessten uns vorm Hostel mit Budweiser und Hamburger. Wo hatten die das hier in dem Fischerdorf aufgetrieben. Ich glaub, die haben einfach irgendwo Instant Budweiser und -Hamburger in ihrem Gepaeck. Ich kaufte fuer den Rest von uns Gehacktes, rote Bohnen und Mais. Wonach klingt das? Richtig! Nach meinem Chili con Carne. Da ich mich beim Abschaetzen der benoetigten Mengen etwas verschaetzte, konnten wir spaeter das gesamte Hostel verpflegen. Und fuer das zweite Hostel der Insel blieb auch noch was. Sich die Abendsonne auf den Mollenfriedhof brennen lassend, sassen wir dann auf der Terrasse und quatschten ueber Dies und Das. War sogar richtig Weltpolitik mit dabei! Fuer den Abend entschieden wir uns fuer den einen Pub, nicht den anderen. Gut gewaehlt, denn da gabs Livemusik, weibliche Dorfjugend fuer die Jungs und angeheiterte Fussballer von der Nachbarinsel fuer die Maedels. Einige Pints später trafen Brian, Yin und ich uns draussen zum 3-Kontinente-Gipfel und debattierten ueber, na was wohl.... Laverne schleifte uns kurz spaeter wieder rein, denn sie hatte die Band ueberredet, etwas Céilímusik (traditioneller irischer Tanz, man denke bitte an Riverdance) zu spielen, so dass wir tanzen koennten. Brian und ich mussten auf einmal ganz dringend noch ein Bier von der Theke holen und Yin wurde von einer ortansaessigen Mitvierziegerin geschnappt, die mitgehoert hatte. Leider dauerte das Bier nicht so lange, aber immerhin wurde ich von Laverne geschnappt und so sprangen wir vergnuegt durch den Pub, anderen auf die Fuesse und wieder anderen auf die Nerven, bis mich ihr Freund abloeste. Yin wurde auch abgeloest. Von dem aus der anderen Kneipe hereintorkelnden Ehemann seiner Tanzpartnerin. Aber da wir ja einen Frauenueberschuss bei unseren Praktis verzeichnen konnten, wurde bis zur "Last Order" weitergesprungen. Sehr zum Unmut meiner Blase. Ein froehliches Liedchen pfeiffend (ob der Freude, wieder festen Boden unter den Fuessen zu haben), gings unter sternbeschnupptem Himmel (es war grad das Maximum der Perseiden) zurueck in Richtung Hostel. Am naechsten Morgen sahen die meisten nicht mehr so vergnuegt aus. Unsere Faehre ging um 8:30 und wir mussten rennen. Am Festland empfing uns dann ein Bus, der uns auf unsere heutige Tagestour durch Connemara mitnahm. Natuerlich nicht ohne nochmal nach Galway zu fahren, um eine Gruppe Italiener und eine missgelaunte Reiseleiterin einzuladen und um dann wieder zur Faehre zurueckzukehren, weil dort die Tour begann. Super, haetten wir auch die naechste Faehre nehmen koennen. Nicht voll besetzte Reisebusse sind herrlich zum Schlafen und jeder, dem das vergoennt war, musste sich nicht die miesepetrige Reiseleiterin anhoeren. Man, waer die doch bloss zu Hause geblieben. Nerv. Und keiner merkte, dass die Kassette, die schon zum dritten Mal durchlief, schon beim ersten Mal geleiert hatte. In der Kylemore Abtei (der heutigen Hauptattraktion) angekommen, verlangte sie auch noch vorher nicht angekuendigte 7€ Eintrittsgeld fuer die Abtei. Immerhin war der Garten des ehemaligen Schlosses (die Nonnen hatten 1901 gekauft. Womit?) sehr zum Picknick geeignet. Ich sprach einen komischen Typen mit stechendem Blick und einer deformierten Frucht (es haette eine Birne sein koennen) in der Hand nach der Herkunft ebendieser an und er entpuppte sich als neuer Forscher an der Uni Galway, an der Laverne und ihr Freund grad ihren Chemiedoktor machten. Und stellt euch vor, was dieser Typ forscht! Canabis! Er schraubt an Molekuelketten und -enden von THC rum und entschuldigte sich fuer sein verpeiltes Aussehen, denn was er grad getestet hatte, machte in seit 3 Tagen stoned. Ich haette nie gedacht, dass es dafuer aus oeffentlichen Toepfen Geld gibt. Danach gabs noch ne stinkreiche hundertjaehrige (ernsthaft!) Nonne in der Abtei zu sehen und zurueck gings nach Galway. Dort angekommen, rannte jeder zu seinem letztem Zug oder Bus und verabschiedete sich von Brian, der gestern zurueck nach Hause geflogen ist. So, das war's fuer heute.
Ich wuensch euch nach dieser Gute-Nacht-Geschichte noch eine ebensolche und hoffe, man schreibt sich bald wieder. Alles Gute und

carpe diem


Euer Stefan

16 August 2006

Reisebericht aus Irland, Kerry

Hallo Freunde,

ich bins mal wieder. Wie geht's? Niedertraechtig wie ich bin, hoffe ich, dass ihr dasselbe 20 Grad Regenwetter habt wie ich hier die letzten Tage. Gestern kam eine neue Praktikantin aus Malta an und ist bis heute schon voellig durchgefroren. "Ist ja wie im Winter!" Nee, irischer Sommer! Gut, aber ich muss ein bisschen aufholen mit den Ereignisen der letzten 2 Wochen. Mmmh, Mittwoch vor 2 Wochen kam meine Mutter in Dublin an. Ich holte sie, nein, besser: Sie wartete auf mich am Flughafen (Ich stand an einer Haltestelle an der 3 Buslinien zum Flughafen gehen. Alle 10 Minuten. Jede. Ein lustiges Liedchen pfeifend liess mich der Busfahrer des ersten am Horizont auftauchenden Busses 45 Minuten spaeter einsteigen! Ich war auch der letzte, der reinpasste!). Nachdem wir die Sachen in ihrer Bleibe abgeladen hatten, gings auf nen Stadtbummel. Die naechsten 2 Tage musste ich arbeiten und sie schaute sich die Chester Beatty Library, die Kathedralen und den botanischen Garten an. In meinem Uebermut hatte ich meinen Praktis einen fuenften Wochenendausflug (4 waren vorher geplant) angeboten und recherchierte heftig alles ueber und in Kerry. Und da ich auch mit meiner Mutter uebers lange WE dorthin wollte (und nicht gerne Sachen doppelt mache), musste ich erstmal herausfinden, was ich mit den Praktis machen kann. Nachdem ich mich fuer Dingle fuer die Praktis und den Ring of Kerry fuer meine Mutter entschieden hatte, gings ans Unterkuenfte und Mietwagen finden. Leider hatte ich den Erholungsdrang der Iren fuer dieses spezielle WE stark unterschaetzt. Als ich im Netz bei Europcar keinen Wagen fuer Kerry angeboten bekam, wurde ich stutzig. Okay, anrufen. Warteschleife! Als ich endlich durchkam, sagte mir die freundliche Dame am anderen Ende (schwerlich ein Lachen unterdrueckend): "Einen Wagen? Fuer Kerry fuer dieses Wochenende? Ernsthaft? Wir haben fuer dieses Wochenende keinen Wagen mehr frei! Im gesamten Land!" Shite. Aber davon lies ich mich nicht abschrecken und rief trotz Demuetigung bei Avis, Hertz und Sixt an. Mit demselben Ergebnis. Bugdet Car Rental boten mir dann ihren letzten Wagen an. In Dublin (Airport). Fuer schlappe 200 Euronen fuers WE (4Tage). Aber da wir ohne Mietwagen aufgeschmissen gewesen waeren, nahm ich ihn. Die Unterkunft war nicht einfacher zu bekommen. 3 Stunden spaeter hatte ich dann fuer Freitag und Sonntag ein Mixed Dorm in einem Hostel in der Naehe von Killarney und fuer Sonnabend ein B&B auf Valentia Island organisiert. Besser als nichts. Okay, los geht's. Freitag nach der Arbeit sind wir wieder zum Flughafen gefahren und haben unseren kleinen Polo abgeholt. Von da an gings auf die Autobahn (grins, verschmitzt laechel) und in Richtung Limerick. Vorbei am Flughafen Kerry (Sonja: Der ist sogar kleiner als Sligo Airport) und nach Killarney. Da ich in Killarney (die Stadt laesst sich den Ruf, irische Hauptstadt des Tourismus zu sein, zum Glueck nicht wirklich anmerken) einmal falsch abbog und wir durch die naechtliche Seenlandschaft fuhren, dauerte unsere Fahrt knappe 6 Stunden. Noch einen Absacker im oertlichen Pub (kein Ire war zu sehen, nur Touris) und ab ins Doppelstockbett am Notausgang. Am naechsten Morgen schauten wir uns zuerst eine, wahrscheinlich von einer exzentrischen christlichen Gemeinde, weil in Form eines Zaubererhuts gebauten, Kirche in Fossa an. Weiter gings in Richtung des so beruehmten Rings of Kerry. Das ist die Kuestenstrasse (Rundfahrt) entlang der Iveragh Peninsula in Kerry. Erster Stop hier war ein sog. Bog Village. Bog bedeutet Moor und davon haben die Iren mehr als genug. Aber da dort und davon inzwischen kam noch jemand lebt, hat man mehrere typische und echte Gebaeude als ein Dorf zusammengestellt und als eine Art lebendes Museum der Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht. Sehr interessant. Neben dem inzwischen wohlbekannten Geruch von verbrennendem Torf gabs auch die sehr seltenen Bog Ponies zu sehen. Und deutsche Touristen am Souvenirstand. Um etwas anders zu machen, als der Reisefuehrer empfiehlt, bogen wir kurz hinter dem Dorf ins Landesinnere der Halbinsel ab. Hier reduzierte sich die Strassenbreite weiter bis ungefaehr die Breite Polo + ein Fussgaenger (von Oli Posth's Statur) erreicht war. Die irische Regierung achtete jedoch weiterhin fleissig darauf, uns durch Schilder auf die amtliche Hoechstgeschwindigkeit von 80km aufmerksam zu machen. Aber die alte Regel bewahrheitete sich: Je schmaler die Strasse, desto schicker die Landschaft. Vorbei an Seen mit grasenden Pferden, einsam an Berghaengen stehenden Haeusern und ueberwucherten Friedhoefen gings gemuetlich in Richtung Cahirciveen, wo wir wieder auf die Kueste trafen. Hier war der Teufel los. Zumindest ausserhalb des Autos. Die ganze Stadt war in ein Strassenfest verwickelt und das besteht in Irland (wenn es kein besonderes Thema gibt) aus Suessigkeitenstaenden und Menschen (vorwiegend Kindern), die auf der Strasse musizieren. Wir draengelten uns vorsichtig durch die Massen und bogen hinter der Stadt in Richtung Faehre nach Valentia Island ab. Dort angekommen suchten wir unser B&B auf und machten uns gleich wieder auf die Socken, um die Insel zu erkunden. Erster Halt waren die Glanleam Gardens. Mama und ich schlenderten durch die fast neuseelaendisch anmutende Parkanlage und testeten unser von Vati ueberliefertes Wissen an rechts, links, ueber und unter uns wachsenden Pflanzen und Gehoelzen. Einige Hortensien, Baumfarne und Montbrezien spaeter fuhren wir zu einem ehemaligen Schieferbergbau. Viele bruehmte Gebaeude (die Houses of Parliament in London oder der Bahnhof in El Salvador zum Bleistift) wurden mit diesem Schiefer gebaut. Und als nichts mehr abzubauen war, was macht man da mit einer so grossen "Hoehle" in Irland? Man schickt nen Prister vorbei, der sie weiht und nennt sie Kirche. Die Maria der unbefleckten Befaengnis wird aber inzwischen vom herabtropfenden Regenwasser ziemlich befleckt. Letzter Stop unserer Inselentdeckungstour war dann die "Skelligs Experience" Ausstellung, um uns auf den morgigen Tag vorzubereiten. Am Abend schlenderten wir noch in ein (der beiden) Seafood Restaurant am gegenueber am Festland liegenden Fischerdorf und taten uns an Lachs (Mama) und Seeteufel (na wer wohl) guetlich. Guinness wird hier auch zu Fisch empfohlen. Danach gings wohl gesaettigt zurueck nach Kingstown auf Valentia, wo unser B&B stand. Mama ging ins Bett und ich quatschte noch ein bisschen mit den hollaendischen Hochseeangelfreunden, die sich ebenfalls im Altazamuth House eingenistet hatten. Spaeter stattete ich dem oertlichen Pub noch einen Besuch ab und schaute einer inzwischen ziemlich entgleisten hen party dabei zu, die Live Band zu becircen.
Am naechsten Morgen gings zurueck nach Portmagee und an Bord einen kleinen Bootes mit Ziel Skellig Michael. (45min) machte dann ein wettergegerbter Ire den Fischen sein Fruehstueck zum Geschenk. Leider traf er unter den Ekelausrufen seiner Frau und seines Kindes das weite Wasser hinter der Reeling nicht, so dass der Rest von uns (12 insgesamt in der Nussschale) neben den Wellen und dem Benzingestank jetzt auch noch mit seinem Mageninhalt zu kaempfen hatten. Mama verlor den Kampf kurz vor Ankunft auf der Insel. Trotzdem stapften wir frohen Mutes die mind. 600 in Stein gehauenen und aus Schiefer gelegten Stufen hinaus. Ich bin zwar noch nie inSkellig Michael ist ein kleiner (500m x 500m) aus dem Atlantik aufragender Felsen, auf dem sich im 6. Jhd. Moenche niedergelassen hatten um in der Einoede Erleuchtung zu finden. Ja, das war damals so. Heute geht man zur Uni. Wir konnten die Insel leider zuerst nicht sehen, da der Seenebel den Ozean noch fest im Griff hatte. Und die Wellen unser Boot. Klasse Achterbahn! Mein Magen dachte Anderes. Nach halber Strecke Suedamerika gewesen, fand mich aber trotzdem irgendwie an Machu Picchu erinnert. Bloss das ueberall in Sichtweite Ozean war. Trotz seiner kleinen Ausmasse ist die Insel ungemein steil und hoch (230m) und es ist mir immer noch ein Raetsel, wie die Moenche hier damals lebten. Kein Baum. Kein Strauch. Nur Kraeuter und Moewen. Fuer 600 Jahre. Die Jungs suchten wirklich die Einsamkeit. Die Insel war ja damals woertlich das Ende der Welt. Aber fuer einen reichte sogar nicht aus, denn auf einem Gipfel der Insel ist das Kloster und auf dem anderen eine Einsiedelei! Auf jeden Fall ist das alles ziemlich beeindruckend und definitiv die Ueberfahrt wert. Das Kloster selbst besteht aus 6 bienenkorbgeformten Huetten, die ohne Moertel o. ae. aus Schiefer aufgeschichtet wurden und noch heute wasserdicht sind. Drinnen kann man bequem stehen, aber schlafen moechte in dem klammen Raum ohne jede Bequemlichkeit nicht. Durch die Jahrhunderte kamen nur die Wikinger ab und zu vorbei und raubten noch das bisschen, was die Moenche hatten. Wir taten es den Nordmaennern gleich und verliessen die Insel wieder mit unseren Boot. Das schipperte noch kurz an Small Skellig vorbei, einem Vogelschutzgebiet mit Hunderttausenden Basstoelpeln, Sturmmoewen und Trottellummen. Die Papageientaucher waren leider schon wieder nach Hause gefahren. Als wir eine Stunde spaeter in Portmagee ankamen und Mama wieder Farbe im Gesicht hatte, gings weiter den Ring of Kerry zurueck nach Killarney. An Sehenswuerdigkeiten auf der Strecke gab es ausser atemberaubender Landschaft noch ein Ringfort aus dem ersten Jahrhundert zu sehen, in dessen gut geschuetzten Mauern der Stefan seinen wohlverdienten Mittagsschlaf hielt. Zurueck im Hostel in Killarney kochte Mama dann eine leckere Zucchinipfanne und ich las noch ein bisschen.
Am Sonntag schliesslich erkundeten wir die Gegend um Killarney und versuchten herauszufinden, warum diese Gegen seit mehr als 150 Jahren die Touristenhochburg Irlands ist. Als geeignetstes Vehikel kam uns das Fahrrad vor und so organisierten wir uns welche. Damit gings zuerst 2 gemuetliche Kilometer zum romantisch gelegenen Ross Castle (hat was von dem Wohnturm in Highlander 1). Leider hatten wir nicht mehr genug Zeit, eine Fuehrung mitzumachen, aber die Ausstellung war auch interessant. Neben der Burg legen kleine Boote ab, die uns (Touristen) ueber die 3 mit einander auf interessante Weise verwobene Seen von Killarney (Lough Laene, Muckross Lake und treffend Upper Lake) schippern (90min). Als kostenlose Dreingabe zur wundervollen Seenlandschaft, gabs die Inisfallen Insel (auf der seit dem 5.Jhd. die Annals of Inisfallen, einem der wichtigsten geschichtlichen Dokumente ueber das Fruehmittelalter), 300 Jahre alte ueberwucherte Steinbruecken und Berghaenge, an denen sich einst die (bald wieder eingebuergerten) Steinadler (Golden Eagle) tummelten. Ab und zu wurde es in den schmalen Kanaelen so flach, dass der Dickste (nein, nicht ich) und ich (der Zweitdickste) uns weiter nach vorne setzen mussten, um das Motorgewicht auszugleichen (oder ganz aussteigen und das Boot ziehen. Super! Andere werden dafuer bezahlt!). Durch den schoenen Sonnenschein waehrend der Bootstour veraenderte sich mein Teint inzwischen zu leicht rot. Nachdem wir unsere Stullen und ne Suppe in einer Baude am See gemuemmelt hatten, begann der Aufstieg zur beruehmten Schlucht von Dunloe. Mama entschied sich dafuer, das "go by bike" woertlich zu nehmen und schob den Berg rauf. Ich kaempfte mich, die Worte "Ein Mountain Bike? Ein Citybike tut's doch auch." des Fahrradverleihers noch in den Ohren, etappenweise den Hang empor. Immer wieder ueberholten einen die Jaunting Cars. Nein, keine Autos. Zweiraederige 1PS starke Kutschen fuer fusslahmes und faules Volk, dass sich lieber vom bequemen Sitz aus die Landschaft anschaut. Am hoechsten Punkt angekommen, zeigte sich die Wahl des Fahrrads als richtig, denn nun gings heidewitzka die Terpentinen, nee, Serpentinen an kleinen Bergseen, picknickenden Touris und den Jaunting Cars vorbei ueber alte Bruecken ins Tal. Dort angekommen fuehrte uns die mit Baeumen umsaeumte (selten in Irland) Nationalstrasse wieder zurueck nach Killarney. Das Teintometer zeigte inzwischen auf hummerfarben, aber das kuemmerte mich als eingefleischten Irlandbewohner wenig. Ich trug meinen Sonnenbrand mit Stolz (und wurde auch prompt am Dienstag im Buero beneidet. In Dublin hatte es geregnet. hihi.) Fuer die Ruecktour von Killarney suchten wir uns eine andere Route raus. Eine mit Zwischenstopp in Cashel, um den beruehmten "Rock of Cashel" zu sehen. Das ist eine spaetmittelalterliche Burg, deren groesste Schoenheit (und strategische Wichtigkeit) daher ruehrt, in einem ansonsten flachem Gebiet auf einem Huegel gebaut worden zu sein. Durchaus beeindruckend von aussen. Rein wollte man uns nicht mehr lassen, also schlenderten wir zwischen den Bullen (das sind maennliche Kuehe, keine Polizisten) um die Burg herum und liessen uns beeindrucken. Der Weg zurueck war ansonsten ereignislos (ich entschied, Kilkenny fuer ein anderes Mal zu lassen) und Abend gabs Aller-Welts-Gemuesecurry bei mir. Dienstag frueh brachte ich das Auto zurueck und unterschaetzte auch diesmal den Andrang. Zwei Stunden spaeter als geplant war ich dann zurueck im Buero, da die Haelfte der Automieter es uebers Wochenende geschafft hatte, ihren Wagen zu Klump zu fahren. Mama hoerte sich ein Mittagspausenkonzert im Dubliner Konzerthaus an (Es gibt hier viele kulturelle Veranstaltungen von 13Uhr bis 14Uhr im Sommer). Am Abend gabs dann noch indische Linsen mit Gemuese bei, na?, Inder, genau, in der Innenstadt. Als ich dann nach Hause kam (21 Uhr), war schon alles verdaechtig still. Spaeter fand ich heraus, das meine eine Mitbewohnerin auf Party und die anderen schon im Bett waren. Die kamen nach 2 Naechten auf europaeischen Flughaefen total erschossen aus Barcelona zurueck. Am naesten Morgen klingelte mein Wecker um 3.30Uhr. Bei Mama war ich um 4Uhr und dann gings mit dem Taxi zum Flughafen und fuer mich um 5Uhr wieder zurueck. Ich nahm mir spontan den Vormittag frei und grunzte noch froehlich bis um 11Uhr.
So, dann bleibt mir an dieser Stelle nur noch, euch allen eine gute Nacht zu wuenschen und hoffe, dass man bald wieder was voneinander hoert. Einen schoenen Sommer noch. Alles Gute und natuerlich

carpe diem


Euer Stefan

10 August 2006

Reisebericht aus Irland, Belfast und Dublin

Hallo Freunde,

ich bin's mal wieder. So lange, wie ich mich nicht gemeldet habe, habt ihr mich bestimmt schon vergessen. Na dann werd ich eure Erinnerung mal wieder auffrischen: Ich bin der etwas uebergewichtige Schwerenoeter aus der Nagel-Strasse, der Jans, Markus' und Gordons Geburtstag verschwitzt hat und in seiner Freizeit durch Irland tigert. Jetzt wieder erinnert? Freut mich! Gut, dann fang ich mal Mittwoch vor 2 Wochen an: Da gabs naemlich ne Dienstreise. Nach Stormont. Wie ich auf der Fahrt herausfand, ist Stormont das nordirische Parlament (liegt demzufolge in Belfast) und da es derzeit keine Politiker beherbergt, wird es fuer zeremonielle Zwecke genutzt. Der Anlass war das jaehrliche Treffen von IAESTE Nordirland, zu dem alle dortigen Praktikanten, Offizielle aus London, und, um den Begriff "Voelkerverstaendigung" unterstreichen zu koennen, Vertreter aus der Republik Irland eingeladen wurden. Neil und ich freuten uns ueber unsere Zimmer im Holiday Inn (ich probierte sofort die Hosenpresse, die Badewanne und die 26 Kanaele am Fernseher aus). Darueberhinaus gruebelte ich ueber dem passenden Hemd zu meinem silbernen Schlips, denn endlich hatte mein 1500km gereister Anzug eine Daseinsberechtigung. Nach einem kurzen Rundgang durch die Stadt holte uns ein Taxi ab und brachte uns, zusammen mit zwei sehr gebildet schwafelnden alten Damen aus London, nach, na klar, Stormont. Nach dem ausfuehrlichen Security Check wurde ich einigen wichtigen Persoenlichkeiten vorgestellt. Der General Secretary von IAESTE (Chefin vons Janze) zum Beispiel. Als sie aber Neil als erste Amtshandlung ihre Digitalkamera in die Hand drueckte, verstand ich, dass mit meinem Erscheinen alle meine Aufgaben fuer den heutigen Abend erledigt waren. Man feierte sich selbst und wir waren formelle Makulatur. Dafuer gabs ne kurze Fuehrung durchs Parlament. Neil schluckte kurz, als ihm gesagt wurde, dass er sich als einziger Ire im Raum ausgerechnet den Stuhl des Parteichefs der Unionisten rausgesucht hatte. Nach dem offiziellen Foto (auf dem ich nicht drauf bin, da ich mich festgequatscht hatte), gings ein Stockwerk hoeher, um vor der Eroeffnung der Buffets die obligatorischen Reden anzuhoeren. Ich quatschte unterdessen mit Eamonn. Wir fanden interessantere Gespraechsthemen als die jeweiligen Redner und fielen durch gelegentliches Gemurmel und Weinglasklimpern auf. Trotzdem schaute keiner boese. Im Gegenteil! Als ich vom Klo zurueckkam beglueckwuenschten mich gleich 3 Leute, dass ich Eamonn so gut unterhalte. Ich erfuhr, dass Eamonn frueher Wirtschaft in Dundalk lehrte (er war damit neben Neil (und mir) der dritte und letzte republikanische Ire des Abends)und leider zu wichtig, um ihn nicht einladen zu koennen. Dummerweise erschien Eamonn auch jedes Jahr wegen des leckeren Buffets und um auszuprobieren, wann er mit Sticheleien und sarkastischen Bemerkungen gegen die Briten aus dem Haus geschmissen wuerde. Mich stoerte das als Nichtbriten alles ueberhaupt nicht und wir machten uns ueber die Frisur der Chefin witzelnd ueber das Boeuf Stroganov her. Die nordirischen Praktikanten taten dasselbe, allerdings tauschten sie das Abendessen mit den kostenlosen Weinflaschen und taten sich guetlich. Nach der dritten Portion Apfelstrudel mit Vanilleeis verabschiedeten sich Neil und Eamonn und ich suchte mir den Reception Officer von Nordirland, um das kommende Wochenende (Ausflug nach Dublin) zu besprechen. Spaeter sammelten sich alle verbliebenen (Praktikanten) draussen, um den Bus zu nehmen. Die neu vereidigte (etwa) National Secretary von Nordirland hatte schon beunruhigende Schlagseite, aber Gregor (der R.O. von N.I.) versicherte mir, dass, Erfahrungen von der General Conference zu Rate ziehend, sie sicher noch 1 bis 2 Glaeser schaffen wuerde ohne umzufallen. Dem Rest der Praktikanten gings gut. Als wir in der Stadt ankamen einem nicht mehr. Er musste sich an einer Hauswand seines Geschnetztelten entledigen und dann schnellstmoeglich heim. Der Rest von uns (ich muss an dieser Stelle mal unterstreichen, dass die meisten Praktikanten durchaus gesittet und nicht heillos besoffen waren) ging gepflegt ein Bier trinken; war ja noch hell draussen. Die ausgewaehlte Kneipe lag zum Glueck gleich neben dem Hotel. Um Mitternacht verabschiedete ich mich dann, um die Groesse meines Bettes lang genug auszunutzen. Am naechsten Morgen wachte ich leider zu spaet auf, um noch den Pool nutzen zu koennen (zu dick aufgetragen?), und tat mich am Fruehstuecksbuffet guetlich. Als Neil und ich wieder im Zug nach Dublin sassen, waren wir uns einig: Dienstreisen dieser Art sind was Herrliches! In Dublin angekommen purzelte uns noch ein total verkaterter Gregor entgegen, der noch Reisepaesse in Dublin abholen musste.
Der Nachmittag verlief dann unspektakulaer (ausser ner echt schoenen Kneipe im Bahnhofsviertel am Abend); ebenso wie Freitag Vormittag. Am spaeten Nachmittag trudelten dann meine ersten Trainees ein und ich deklarierte die schoene Kneipe vom Vorabend zum Sammelpunkt, waehrend ich zwischen Bahnhoefen und dem Hostel hin und her flitzte, um Leute einzusammeln. Manche fanden es auch allein. Die einzige, die 3 Anrufe brauchte, um anzukommen, war unser Lokalkomitee aus Galway, Laverne. Als sie dann auch schliesslich da war, gings in eine Late Bar. Einziger Grund der Wahl: 4 Stockwerke und Lizenz bis 2.30Uhr. Die nordirischen Studenten machten dann auch das, was ich von meiner Zeit aus Slowenien von Praktikanten kannte: Party! Und was fuer eine! Nur meine Praktis waren (immer isoliert in ihren Staedten, verstreut ueber ganz Irland) ein bisschen aus der Uebung. Sauer war ich auf meine Mitbewohnerpraktikanten, die einfach zu Hause blieben und fernsahen. Unverzeilich! Samstag war dann Improvisation. Der Regen machte ein Strich durch meine Rechnung mit geplantem Brunch-Picknick zum Kennenlernen. Als ich Samstag frueh im Hostel ankam, war die unterschiedliche Attituede bezueglich Auslandspraktikum klar ersichtlich: Meine Praktis sassen in der Lobby, warteten auf ihren einzigen verkaterten Kommilitonen (mich) und die nordirischen Praktis schliefen. Gut, dann spontaner Stadtrundgang im Regen und SMS an Gregor, dass er sich was fuer seine Praktis ausdenken soll. Kurzer Halt im Nationalmuseum, wo gerade 2000 Jahre alte Moorleichen ausgestellt wurden, weiter zur Dublinia Ausstellung ueber mittelalterliches Dublin und in die Christ Church Cathedral. Man, hatten die ne Kondition. Da um die Ecke gabs dann Mittag/Abendbrot inna Kneipe und sogar Neil zeigte sich kurz seinen Praktikanten. Als (wahrscheinlich einziger irischer) Antialkoholiker folgte er uns dann nicht zur Guinness Brauerei und auch Laverne verabschiedete sich nach Hause. Dafuer tauchte unerwartet Ivana vor der Brauerei auf. Sie hatte mir eigentlich fuer das Wochenende abgesagt. Doch eine von einem Prager Kollegen(, den ich am Mittwoch in Belfast kennengelernt hatte) geschickte SMS ueberzeugte sie dann doch, das ganze Land von Sligo kommend zu durchqueren, um mit uns um die Haeuser zu ziehen. Die Guinness Brauerei ist streng genommen keine Brauerei, sondern Dublins groesstes und architektonisch sehr ansehnlich (Glas und Stahl formen ein sieben stoeckiges Pint) gestaltetes Museum. Zuerst lernt man, wer Arthur Guinness war (er mietete mit allem ihm zur Verfuegung stehenden Geld (100 Pounds) 1759 das Gelaende der heutigen Brauerei fuer 6000! Jahre von der Regierung, natuerlich mit freiem Trinkwasserzugang!), dann woraus jedes Bier besteht, wie es gezapft wird und wo es verkauft wird (groesster Umsatz ist nicht in Irland, sondern Suedafrika und vor allem Nigeria!). Zum Schluss freut sich jeder ueber sein Pint Guinness in der Gravity Bar hoch ueber und mit gutem Blick auf Dublin. Meine 20 Praktis mussten sich dann etwas beeilen, um rechtzeitig in Temple Bar fuer ein "Musical Pub Crawl" zu sein (Das konnten wir leider nicht mit 80 Leuten machen). Zwei Profimusiker fuehrten uns in verschiedene Kneipen und erzaehlten uns alles ueber traditionelle irische Musik. Natuerlich spielten sie auch welche. Ich hab richtig was gelernt. Und gelacht. Hinterher gings zum Perser, weil die Leute mal Doener Kebab probieren wollten. Letzte Amtshandlung des Tages war dann das Treffen mit den nordirischen Praktis in nem Klub. Doch nun zeigte sich, dass meine Praktis kaputtgespielt waren, denn eine nach der anderen verschwand klammheimlich nach Hause oder ins Hostel. Am naechsten Morgen war dann ein Hurlingmatch angesagt. Ich hatte mir die Woche zuvor ein Bein ausgerissen, um ein Spiel der irischsten aller Sportarten aufzutreiben (die erste Liga lag gerade in den Endspielen (leider nicht an ebendiesem Wochenende, da Billy Joel im Croke Park Stadium auftreten musste...), so dass nur lokale Klubs noch Spiele hatten) und am Sonntag Morgen stopfte ich nun alle Praktis, dem verdutzten Busfahrer zum Trotz, in einen Stadtbus und wir fuhren in die Vororte, besagtes Stadion (mit dem einfach auszusprechenden Namen "Pairc Naomh Uinsionn") zu finden. Und gefunden haben wir's. Nur war keiner da! Ich meine Spieler, Schiedsrichter, ein Ball, irgendwer ausser uns. Man war ich sauer. Steh ich da mit 80 Leuten aus aller Welt in der Prairie und nichts ist los. Und dabei hatte ich doch extra am Freitag noch im Klub angerufen und mir wurde versicherte, das Spiel finde natuerlich, wie in der Zeitung beschrieben, statt. Na super. Aber die Praktis sahen es nicht so tragisch und trollten sich ihrer Wege und erkundeten froehlich die Stadt. Ich tat Aehnliches und der Rest des Tages verlief gemuetlich mit gelegentlichen Sichtungen anderer Praktis (meist in Einkaufszentren und Cafes) und zahlreichen Verabschiedungen am Busbahnhof.
Und was die (letzte) Woche darauf passierte, hab ich grad vergessen. Ich mach mich jetzt auf jeden Fall auf, um die erste abreisende Praktikantin zu verabschieden. Allen, die es bis hierhin geschafft haben, wuensch ich noch ne schoene Zeit und ich schreib bald wieder (von letzter Woche). Versprochen! Macht's gut und bis bald.

Carpe diem


Euer Stefan